Dachverband Dialektisch Behaviorale Therapie e.V.



Wenn du die Realität achtsam wahrnimmst und radikal akzeptiert, kannst du daraus die innere Bereitschaft wachsen und entstehen lassen, der Situation im Hier und Jetzt effektiv zu handeln, nicht in Unbeweglichkeit zu verharren.

Du kannst die innere Bereitschaft ganz nüchtern betrachten, aber auch auf spiritueller Ebene und dich auf den Weg machen. In einer Haltung der inneren Bereitschaft kannst du ganz bei dir sein, achtsam wahrnehmen und in Ruhe das im Hier und Jetzt das für deine aktuelle Situation Notwendige oder Hilfreiche tun. Wie Marsha Linehan, die Begründerin der Dialektisch Behavioralen Therapie schreibt: "Innere Bereitschaft richtet sich auf Wirksamkeit".*1

Statt panikartig und ziellos zu handeln, kannst du tief durchatmen, die Situation achtsam wahrnehmen, akzeptieren und aus dir selbst heraus wirksam handeln. Dein bewußtes Handeln im Hier und Jetzt beeinflußt das Morgen auf hilfreiche Weise.

Wenn du ganz bei dir bist, kannst du deiner Intuition folgen, deine innere Stimme wahrnehmen oder auch in Kontakt treten zu deiner inneren Weisheit. Innere Bereitschaft steht aber nicht nur für wirksames Handeln aus dir selbst heraus im Hier und Jetzt und nicht ziellose Impulsivität, sondern auch Aktivität anstelle von Unbeweglichkeit und Passivität. Das heißt, innere Bereitschaft bedeutet auch Abschiednehmen von Schicksalsgläubigkeit oder sich dem Schicksal fügen. Durch Passivität können wir unsere Situation nicht ändern, weil sie uns nicht gefällt und wir gerne hätten, daß es sie nicht gäbe. Das heißt, wir können hier magisches Denken aufgeben, nämlich den Wunsch, daß sich die unangenehme Situation durch Nichtakzeptieren und Passivität in Nichts auflöst und gleichzeitig einen Zugang finden zu unserer Spiritualität und die gegenwärtige Situation im Rahmen eines größeren Ganzen sehen. Denn manchmal ist das, was wir uns so sehnlich wünschen, gar nicht 'das Richtige' für uns. Es kann dann unsere Lernaufgabe sein, das zu akzeptieren und uns auf den Weg zu machen, herauszufinden, was für uns wirklich 'richtig' oder besser gesagt hilfreich ist und wie wir dies erreichen können. Und manchmal hält das Leben für uns etwas viel Besseres bereit nach einer Entäuschung, wenn wir akzeptiert haben, daß wir das so sehnlich und vielleicht aus einer passiven Haltung heraus Gewünschte nicht bekommen werden. Marsha Linehan faßt Unbeweglikchkeit und Stillstand im Gegensatz zu innerer Bereitschaft folgendemaßen in Worte:

  • Unbeweglichkeit heißt, untätig zu bleiben, wenn es notwendig ist zu hanedeln, sich zu weigern, notwendige Veränderungen zu vollziehen.
  • Unbeweglichkeit heißt, aufzugeben.
  • Unbeweglichkeit ist das Gegenteil von sinnvollem und erfolgreichen Handeln.
  • Unbeweglichkeit ist der Versuch, jede Situation festzuhalten.
  • Unbeweglichkeit ist die Weigerung, den Augenblick zu ertragen.
Marsha Linehan, Trainingsmanual zur Dialektisch Behavioralen Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, 1996, CIP-Medien, S. 199

Leben bedeutet Entwicklung, Unbeweglichkeit bdeutet Stillstand, sich dem Schicksal ergeben oder aus einem magischen Denken heraus die Realtität aufhalten wollen, weil uns die Situation nicht gefällt und wir sie gar nicht ansehen möchten. Unbeweglichkeit bedeutet ebenso ein Nichtakzeptierenwollen der Konsequenzen für uns, die aus der Passivität entstehen, die genauso diesem magischen Denken entspringt. Aber Probleme und Lernaufgaben lösen sich nicht in Luft auf, wenn wir sie nicht ansehen wollen und in Passivität verharren, wo möglicherweise ein sofortiges und effektives Handeln gefragt wäre um die Situation zum Besseren zu wenden. Die Konsequenzen aus dem Nichthandeln und der Unbeweglichkeit müssen wir eigenverantwortlich tragen. Verharren wir weiter in Unbeweglichkeit, verschlimmern wir unsere Situation und schaffen den Nährboden für zusätzlichen Streß und weitere emotionale Instabilität. Wenn wir unangenehme Post nicht öffnen oder zu wichtigen, unangenehmen Terminen nicht erscheinen, wird diese Passivität aller Wahrscheinlichkeit nach Konsequenzen haben, die weit schwerwiegender sind als das, was ursprünglich von uns erwartet und vielleicht zu Recht von uns gefordert wurde. Deshalb kann nicht nur impulsives Handeln selbstschädigend sein, sondern auch Unbeweglichkeit, wenn Handeln gefragt wäre. Dagegen kann das eigenverantwortliche und effektive Handeln erstmal unangehemen und belastend sein, aber es trägt auch zu unserer weiteren Entwicklung und gegebenenfalls Heilung bei.

Literatur:
*1 Marsha Linehan, Trainingsmanual zur Dialektisch Behavioralen Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, 1996, CIP-Medien, S. 199



Wohlfühl-Oase



Monika Kreusel

Zuletzt aktualisiert am 28.02.2007

www.blumenwiesen.org