Das Switchen von einer Persönlichkeit zu anderen - www.blumenwiesen.org - Monika Kreusel

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Das Switchen von einer Persönlichkeit zu anderen

Das Switchen kann von vielfältigen Verhaltensänderungen begleitet sein, die deutlich auffallen können, aber nicht müssen. Fast alle Hinweise zum Switchen habe ich bei Frank W. Putnam gefunden. Da es sonst kaum etwas dazu gibt, übernehmen ich hier verhältnismäßig viele Zitate von ihm und auch teilweise die Überschriften.

Körperliche Veränderungen

Im Gesicht Diese können auffällig sein.

    Bei manchen Multiplen wird das Switchen zwischen Identitäten von starken Veränderungen des Gesichtsausdrucks begleitet. Diese sind am deutlichsten im Bereich der Augen und des Mundes[...]In anderen Fällen wird lediglich der Gesichtsausdruck auf subtile Weise weicher oder härter (Putnam,2003,S. 148)

Deutliche Veränderungen in den Augen können Blinzeln, Augenrollen oder ein Flackern in den Augen sein. (Putnam,2003)

Veränderungen in der Körperhaltung

Die Körperhaltung und die Körpersprache können je nach anwesender Persönlichkeit stark variieren. So können diese auch ggf. an ihrer individuellen Haltung erkannt werden, wie z.B. eine Kleinkindpersönlichkeit, die sich immer wieder zusammenrollt. (Putnam,2003). Die motorische Koordination kann stark variieren. Ebenso die körperliche Stärke, so dass die eine etwas kann, wozu die andere nicht fähig ist (Putnam 2003)

Veränderungen in der Stimme

Die jeweilige Stimme und die Sprechweise können sehr unterschiedlich sein, müssen es aber nicht in jedem Fall. Es gibt auch Personen in DIS-Betroffenen, deren Stimme nicht auffallend verschieden sind.

    Am deutlichsten wirken sich diese Veränderungen auf Stimmlage, Stimmvolumen, Sprechgeschwindigkeit, Artikulation, Akzent und Sprachgebrauch aus. (Putnam,2003,S. 150)

Männliche Innenpersonen zeigen eben eher eine wesentlich tiefere Stimmlage als insbesondere kindliche Personen.

Kleidung und Pflegezustand

Kleidung und Make up können stark variieren. In weiblichen Systemen, in denen es männliche Innenpersonen gibt, kann es zum Unisex- Look kommen, weil die männlichen Personen z.B.auf kurzen Haaren bestehen und nicht eindeutig weiblicher Kleidung. Manche männliche Personen können sich weigern, nach "draußen" zu kommen, wenn eine andere (zu) weibliche Kleidung angezogen hat. (Putnam,2003,S.150)

Veränderungen während des Switchens

Das Switchen kann Bruchteile von Sekunden dauern bis mehrere Minuten oder auch länger (Putnam,2003). Das Switchen kann durch Blinzeln, Augenrollen oder schnelles Flackern der Augenlider eingeleitet werden.

    Vorübergehende Gesichtszuckungen oder Grimassen können ebenfalls auftreten, und auch ruckartige Körperbewegungen, Schauder oder abrupte Haltungsveränderungen weisen häufig auf einen Identitätswechsel hin (Putnam,2003, S. 151)

Länger andauerndes Switchen kann von einem tranceartigen Zustand begleitet sein, bei dem mit leerem Blick vor sich hin gestarrt wird.

Bei manchen Multiplen verlaufen Wechsel krampfartig und können deshalb irrtümlich als epileptische Anfälle angesehen werden (Putnam,2003, S. 151)

Viele Multiple haben gelernt, diese auffälligen Verhaltensweisen geschickt zu verbergen, z.B. durch ein Absenken des Kopfes oder ein Verbergen des Gesichts in den Händen (Putnam,2003, S. 151). Die Personen, die kommen, können auch genauso schnell wieder verschwinden. Das Switchen kann auch von einem sich "Erden" begleitet sein. Sich umsehen, etwas berühren, die Körperhaltung unablässig verändern z.B. (Putnam, 2003. S.151)

Psychische Veränderungen

    In vielen Fällen ist der stärkste Indikator dafür, dass ein Switch erfolgt ist, eine plötzliche und eigentlich unerklärliche Veränderung des Affekts. Wut, die "aus heiterem Himmel" zu kommen scheint, plötzliches Lachen oder Tränen, die im aktuellen Kontext nicht zu erklären sind, zeigen häufig, dass eine andere Identität in Erscheinung getreten ist und auf das, worum es in der aktuellen Situation geht, sehr stark reagiert (Putnam, 2003, S. 151).

Dies kann manchmal zu der falschen Diagnose einer manisch-depressiven Störung oder einer Schizophrenie führen (Putnam, 2003, S. 151).

Verhaltensalter

Durch das Switchen kann auffallen, dass die jetzt anwesende Person ein anderes Alter hat als die Primär-Persönlichkeit. Besonders deutlich wird dies bei den kindlichen Personen, wenn diese z.B. nicht ruhig sitzen bleiben (Putnam, 2003, S.152).

Denkprozesse

Die verschiedenen Personen können recht unterschiedliche kognitive Fähigkeiten aufweisen. Die Kinder z.B. können bestimmte Begriffe nicht kennen oder verstehen. Manche Kinder in Multiplen verfügen über Denkfähigkeiten von Erwachsenen. (Putnam,2003, S. 152)

Die Fähigkeiten einzelner Personen sich an Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern, kann sehr unterschiedlich ausfallen. Ebenso die Fähigkeit, neue Informationen aufzunehmen.

    Diesbezügliche Unterschiede wirken sich am stärksten auf das Verständnis von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen aus. Einige Persönlichkeiten verstehen, dass eine Ereignissequenz zu einem bestimmten Resultat führt, wohingegen andere zu einem völlig anderen Schluss gelangen (Putnam,2003, S. 152).

Psychophysiologische Sensitivität

Die Wirkung von Alkohol oder Medikamenten kann auf die einzelnen Personen recht unterschiedlich ausfallen. Oder eine Person hat sich betrunken und den Kater hat eine andere (Putnam,2003; vergl. Huber, 1995).

Schnelles Switchen

In Krisensituationen kann es zu schnellem Switchen kommen, so z.B. bei Angst oder Konfrontation mit konträren Anforderungen. Das kann bedeuten, dass keine der Personen gerade "draußen" sein will oder dass zwei oder mehrere Personen versuchen die Kontrolle zu gewinnen. Eine Multiple kann in einer solchen Situation den Eindruck erwecken, psychotisch zu sein.

    Der schnelle Wechsel der Persönlichkeiten erzeugt eine extreme affektive Labilität, was im Vorbeihuschen verängstigter, lachender, wütender und deprimierter Alter- Persönlichkeiten zum Ausdruck kommt. Die Betreffenden sind nicht in der Lage, ein zusammenhängendes Gespräch zu führen, und ihre Redeweise ähnelt jenem "Wortsalat", der beim schnellen Wechseln zwischen verschiedenen Sendekanälen des Fernsehers entsteht (Putnam, 2003, S. 342).

Literatur

Huber, Michaela; Multiple Persönlichkeiten, Fischer, 1995
Putnam, Frank W.; Diagnose und Behandlung der Dissoziativen Identitätsstörung, Junfermann, 2003




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Dissoziative Identitätsstörung

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Zuletzt aktualisiert am 11.11.2019

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